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Bericht: 4. Querschnittsthemenworkshop Kommunikation/Partizipation zu Risikokommunikation
Wie lässt sich Wissen zu Extremwetterereignissen langfristig und authentisch kommunizieren? Und wie geht man mit Unsicherheiten bei der Warnung um? Darüber diskutierten am 11. März 2024 23 Teilnehmende aus 10 WaX-Verbünden online. Der vierte Workshop des Querschnittsthemas „Kommunikation/Partizipation“ widmete sich dieses Mal explizit dem Thema Risikokommunikation.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Dr. Mario Sommerhäuser, Lippeverband (KliMaWerk) und Kümmerer des Querschnittsthemas, stellte Melanie Schwarz, DKKV und Vernetzungsvorhaben, die Ergebnisse einer im Vorfeld durchgeführten Umfrage vor. Die Ergebnisse zeigten, dass Risikokommunikation bei allen Verbünden eine Rolle spielt – zum Teil durch eigene Arbeitspakte bei denen explizit Produkte zur Kommunikation entwickelt werden, zum Teil indirekt über die Kommunikation der Forschungsergebnisse gegenüber verschiedenen Zielgruppen.
Zum Einstieg führte Dr. Anna Heidenreich vom Weizenbauminstitut in einem Gastvortrag zum Thema „Risiko- und Krisenkommunikation bei Extremwetter“ in die Thematik ein. Die Umweltpsychologin stieg mit den Grundlagen zu Risiko- und Krisenkommunikation sowie Verhaltenstheorien ein und stellte anschließend anhand von Forschungsergebnissen zu Starkregen und Hitze verschiedene Erkenntnisse dazu vor. Im Projekt „HoWas2021 – Governance und Kommunikation im Krisenfall des Hochwasserereignisses im Juli 2021“ wurde z.B. untersucht, wie die Bevölkerung während der Flutkatastrophe gewarnt wurde. Die Ergebnisse zeigen u.a., dass ein Großteil der Bevölkerung überhaupt nicht oder nur durch Nachbarn, Verwandte, etc. gewarnt wurde und von der Stärke des Ereignisses überrascht wurde. Eine Studie zu Hitze zeigte hingegen, dass ein Großteil der Bevölkerung Hitzewarnungen über z.B. Wetterapps, Radio oder Fernsehen erhält. Ein Experiment zu Hitzewarnungen zeigte außerdem, dass es sinnvoll ist, zusätzlich zu einer Warnung konkrete Handlungsempfehlungen herauszugeben.
Im Anschluss diskutierte die Gruppe zu drei ausgewählten Themenblöcken, jeweils eingeleitet durch Impulse aus den Verbundprojekten. Den ersten Block zu Strategien und Herausforderungen bei der Risiko- und Krisenkommunikation läutete Tim Franke, RWTH Aachen (DryRivers), ein. Aus soziologischer Perspektive beleuchtete er Risiken auf verschiedenen sozialen und gesellschaftlichen Ebenen. Im Projekt DryRivers wird z.B. untersucht, welche Netzwerke für Niedrigwasserrisikomanagement bestehen. Im Gegensatz zu Hochwasser ist Niedrigwasser kein plötzliches Ereignis. Während bei Hochwasser möglichst schnell viele Institutionen gleichzeitig aktiviert werden müssen, ist es bei Niedrigwasser wichtig, eine Koordinierungsstelle zu haben, die Kontakt zu anderen Netzwerken und Institutionen hat und die Bevölkerung kontinuierlich informiert.
Im zweiten Block zu zielgruppengerechter Kommunikation stellte zunächst Gina Stratmann, Hochschule Koblenz (FloReSt), das Arbeitspaket zu Risikokommunikation im Projekt FloReSt vor. Eine bereits durchgeführte Umfrage zu Starkregen und Hochwasser in fünf Pilotkommunen zeigte, dass die Bevölkerung größtenteils nicht von existierenden Formaten zur Warnung und Vorsorge wusste. Im Projektverlauf sollen nun Formate für verschiedene Altersgruppen entwickelt werden, z.B. Brett- und Kartenspiele, Alltagsgegenstände sowie Angebote für Schulklassen. Bereits entwickelt wurde vom Umweltcampus Birkenfeld eine „Augmented Reality“-Anwendung, bei der in einem Sandkastenformat der Verlauf einer Überschwemmung in einer Landschaft dargestellt und aktiv durch Bauwerke verändert werden kann.
Vincent Ried, Ingenieursgesellschaft Prof. Dr. Sieker (SpreeWasser:N), berichtete im Anschluss von den Erfahrungen, die im Projekt SpreeWasser:N bei der Kommunikation mit Landwirten zur Installation einer gesteuerten Drainagen gemacht wurden. Die Herausforderung bestand darin, die Landwirte von der Installation zu überzeugen, die den Rückhalt und die Speicherung von Wasser im Boden erlaubt und somit eine Anpassungsstrategie an Trockenheit darstellt. Durch die vergangenen Dürrejahre war das Bewusstsein der Landwirte bereits hoch und die Bereitschaft Vorkehrungen zu treffen vorhanden. Dennoch erwies es sich als zielführend, die Bedenken der Landwirte konkret zu thematisieren und Lösungen dafür aufzuzeigen. Die Diskussionen bestätigten, wie wichtig es ist die unterschiedlichen Zielgruppen, seien es Kinder oder Jugendliche, Hausbesitzer:innen oder Landwirte, durch entsprechende Formate direkt anzusprechen.
Im dritten Block wurde zum Umgang mit Unsicherheiten bei Warnungen diskutiert. Inwieweit sollen diese der Bevölkerung gegenüber kommuniziert werden? Der Deutsche Wetterdienst (DWD) arbeitet hierzu an einem neuen Projekt RainBoW, das Impact-Informationen kommunizieren soll. Neben der Warnung sollte durch eine langfristige Risikokommunikation, insb. Bildung und Sensibilisierung, eine Grundlage geschaffen werden, sodass das Risiko und die damit einhergehenden Wahrscheinlichkeiten verstanden werden.
In einem abschließenden Wrap-Up waren die Teilnehmenden dazu aufgerufen auf einem Whiteboard ihre Erkenntnisse zu notieren. Die Teilnehmenden nahmen u.a. mit, wie wichtig es ist, durch einen Warn-Mix verschiedene Zielgruppen auf klassischen sowie innovativen Wegen zu erreichen. Bei der Risikokommunikation wird auf zielgruppenabhängige kreative Lösungen gesetzt. Dabei sollen auch Gelegenheitsfenster, z.B. beim Grundstückskauf, genutzt werden, um über Starkregenvorsorge zu informieren. Insbesondere „empowernde“ und positive Botschaften können dabei unterstützen. Zudem wurde es als wichtig betrachtet, eine Sensibilisierung der Bevölkerung gegenüber verschiedenen Gefahren zu fördern und dies in die (Schul-)Bildung zu integrieren, um frühzeitig eine Verhaltensänderung herbeiführen zu können.
Mit dem vierten Workshop wurden im Rahmen des Querschnittsthemas Kommunikation/ Partizipation nun die drei Themenschwerpunkte Kommunikation, Partizipation sowie Risikokommunikation behandelt. Zum Abschluss wird eine Auswertung der Ergebnisse des gesamten Workshops erstellt. Dazu in Kürze mehr.
Mehr Informationen zum Querschnittsthema: Kommunikation/Partizipation