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Einblicke zum Tag der Hydrologie 2024 – Hydrologie im Anthropozän*

*Anmerkung: Der Inhalt der Veranstaltung kann hier nur auszugsweise wiedergegeben werden und der Bericht beruht auf subjektiven Erfahrungen des Vernetzungsvorhabens. Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Es wurde ein vielseitiger und detaillierter Einblick in die aktuelle Forschung geboten, aber auch Einblicke aus der hydrologischen Praxis kamen nicht zu kurz. Die wertvolle Verbindung zwischen Forschung und Praxis wurde besonders durch die Verleihung des Siegfried-Dyck-Preises hervorgehoben, in dem mit Uwe Büttner ein langjährig hochgeschätzter Praktiker und hydrologischer Experte des Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie gewürdigt wurde. Dabei wurde betont, dass es bei einer erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis eben nicht nur um die reine Bereitstellung von Daten geht, sondern v.a. auch um den Austausch und die gegenseitige Expertise. Die Vorteile einer erfolgreichen und engen Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis schätzen und fördern wir auch innerhalb der Fördermaßnahme WaX.

Zentrale Fragestellungen, die in der aktuellen Forschung diskutierte wurden, waren u.a. wie sich extreme Niederschlagsereignisse gut erfassen und vorhersagen lassen. Dabei spielen verschiedene Radarprodukte, wie z.B. RADOLAN des DWD eine große Rolle, da diese Daten in hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung verfügbar sind. Extremniederschläge werden jedoch zum Teil deutlich unterschätzt. Hier wurden verschieden Ansätze vorgestellt, wie Radardaten für Extremsituationen angepasst werden können und wie sich die vorhandenen Unsicherheiten gut darstellen lassen. Um das Thema Unsicherheiten ging es auch bei der Thematik der Echtzeitvorhersage von Hochwasser und Starkregen durch Methoden der künstlichen Intelligenz. Die KI birgt in der Echtzeitvorhersage großes Potential, da sie viel kürzere Rechenzeiten aufweist als physikalisch basierte Modelle. Ihre Aussagekraft ist jedoch durch die jeweiligen Trainingsdaten limitiert, die z.B. auf einem bestimmten Einzugsbiet beruhen. Wie eine Übertragbarkeit auf andere Einzugsgebiete gelingen kann und ob KI „Überflutung“ generalisierend lernen kann, wurde aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.

Ein weiterer zentraler Aspekt, war die immer noch stark ausgeprägte Unterrepräsentation arider, daten-armer Gebiete des globalen Südens in der hydrologischen Forschung. Die Wichtigkeit, vermehrte Forschungsanstrengungen in diesen Gegenden zu betreiben, wurde auch durch die Verleihung des Deutschen Hydrologiepreises an Prof. Dr. Harald Kunstmann betont, der sich u.a. durch sein großes internationales Engagement, beispielsweise seine Arbeiten in der Region des Blue Nile, auszeichnet. Als einen wichtigen Beitrag für die Arbeit in datenarmen Gebieten haben er und sein Team neue Messverfahren entwickelt, um mit Hilfe von Mobilfunkdaten hochauflösende Niederschlagskarten zu erstellen. Dieser Ansatz basiert darauf, dass Mikrowellen-Signale durch den Feuchtigkeitsgehalt der Luft gedämpft werden.

Wie wichtig die Verfügbarkeit valider in-situ Messdaten in der Hydrologie auch im Zeitalter globaler Modelle und Fernerkundungsdaten ist und bleibt war ein weiteres zentrales Thema. In diesem Zusammenhang wurde auch das International Soil Moisture Network (ISMN) vorgestellt: Hier werden international Bodenfeuchte Daten gesammelt, harmonisiert und auf ihre Qualität geprüft – wodurch auch die Datenbereitsteller profitieren können.

Eine der Schlüsselbotschaften was den Umgang mit Umweltveränderungen durch den Menschen angeht, war, dass sich aktives Gewässermanagement wirklich lohnt – so konnte beispielsweise die Gewässerqualität der Panke (einem urbanen Gewässer im Raum Berlin/Brandenburg) in den Achtziger- und Neunzigerjahren Jahren deutlich verbessert werden. Aber auch aktive Klimaanpassungsmaßnahmen in der Stadt können viel bewirken, beispielweise hat Fassadenbegrünung einen kühlenden Effekt. Um die Effekte von Fassadenbegrünung auf die Wasserbilanz zu erfassen, wurden Modellansätze vorgestellt, die Verdunstung und Wasserbedarf für bestimmte Pflanzenarten berechnen können.

Neben Hochwasser und Starkregen war auch Dürre war ein wichtiges Thema der Veranstaltung. In einer der Keynotes ging es um „Dürre im Anthropozän“: Wie wirkt sich Dürre auf den Menschen aus? Nicht nur die Dürrefolgen sind gestiegen, sondern auch die mediale Aufmerksamkeit auf dieses Thema. Um Dürrefolgen systematisch besser zu erfassen, soll Ende des Jahres die European Drought Impact Database (EDID) online verfügbar sein. Aber auch der Mensch hat Einfluss auf die Dürre, beispielweise führt Waldsterben und die Bewässerung von Nutzpflanzen zu einer geringeren Grundwasserverfügbarkeit, was die Dauer einer Dürre deutlich verlängern kann. Daten zu der aktuellen Dürresituation und auch Warnung vor Dürre sind aktuell noch nicht in gleichem Maße verfügbar wie zu Hochwasser – hier besteht noch deutlicher Handlungsbedarf.

Abgerundet wurde die Veranstaltung durch ein Konferenzdinner in der Mitte Berlins und eine Exkursion zur urbane Regen- und Grauwasserbewirtschaftung rund um den Potsdamer Platz.

Weitere Informationen zum Tag der Hydrologie und dem gesamten Programm finden Sie hier:
Tag der Hydrologie 2024 • Fachbereich Geowissenschaften (fu-berlin.de)